Liebe Bürgerinnen und Bürger von Massenricht, ein paar Worte zur Windkraft

ich wende mich noch einmal an euch – nach der Stadtratssitzung am 17. Januar, an der ich am liebsten gar nicht teilgenommen hätte. Aber es gehört halt dazu, wenn man Stadtrat ist, sich auch unangenehmen Entscheidungen zu stellen.

Warum war die Entscheidung so unangenehm? Weil ich wirklich alle Einwendungen gelesen habe und für mich klar war, dass fast alle grundsätzlich gegen ein Windkraftanlage in Massenricht sind. Da ging es nicht um das Für und Wider zu einer Konzentrationszone; da ging es ganz grundsätzlich um ein Nein zu den möglichen Windräder. Und diese Entscheidung war an sich schon getroffen; gar nicht einmal durch den Stadtrat, sondern durch den bayerischen Windatlas, wo man sehen kann, dass am Sender und um Massenricht die beste „Windgüte“ herrscht, auf unserem Stadtgebiet und auch auf den Landkreis bezogen, wo diese Standorte quasi in der Spitzengruppe sind. Natürlich müssen die Windräder dorthin, wo der beste Wind weht. Eine Solaranlage ist im Schatten ja auch sinnlos.

Es war also für mich klar, dass fast alle, die sich die Mühe gegeben haben, Einwendungen zu formulieren, enttäuscht sein werden. Und natürlich fand ich auch vieles, was vorgebracht wurde, überzeugend und völlig nachvollziehbar. Auch ich finde den Blick von Massenricht über die nördliche Oberpfalz krachschön. Ich sitze oft am Abend auf der Bank an Aussichtsturm, schaue übers Land und sehe den Parkstein, den Rauen Kulm und den Walddecker Burgberg. Und wenn dann in der Ferne die Autolichter durch die Dunkelheit gleiten, in irgendeinem Fenster in der Ferne ein Licht angeht … So etwas darf nicht gestört werden.

Aber ohne Konzentrationszone wird das nicht klappen. Nur wenn wir als Stadtrat sagen, wohin Windkraftanlagen gebaut werden und wohin nicht, können wir vermeiden, dass Windräder so über den Massenrichter Bergrücken verteilt werden, wie es Grundbesitzer und das Landratsamt gern hätten. Wenn schon Windkraft, dann bitte dort, wo es am wenigsten stört, und nicht wild übers Land verteilt. Und als Stadtrat will ich weiter mitentscheiden und die Entscheidung nicht dem Beamten im Landratsamt überlassen, der noch nie auf der Bank am Aussichtsturm gesessen ist.

Es gab auch Einwände, dass es ungerecht ist, dass ausgerechnet das schöne Massenricht (wo ja eigentlich die Vils entspringt 😉Servus, Herr Kohl, ich habe aufgepasst) die Windräder bekommt und andere nicht. Auf die besondere Lage bin ich ja schon eingegangen, auf die Gerechtigkeit noch nicht.

Im politischen Raum Gerechtigkeit zu versprechen, ist an sich nicht redlich, weil es nie funktionieren wird. Ich will jetzt nicht in philosophische Höhen entschweben, sondern nur an alle Eltern appellieren, darüber nachzudenken, wie schwierig es ist, in einer Familie gerecht zu handeln. Warum soll es dann im Großen leichter sein, wenn es schon im Kleinen nicht funktioniert? An sich kann man Politik nur so gestalten, dass möglichst viele mit einer Entscheidung glücklich und möglichst wenige grundsätzlich benachteiligt werden – besonders nicht die, die sich nicht wehren können.

Und was heißt das für Massenricht? Natürlich ist es ungerecht, dass zu euch die Windräder kommen werden. Aber es ist auch ungerecht, dass ich, weil ich in der Heidenau lebe, keinen so schönen Blick und keine so gute Dorfgemeinschaft habe wie ihr Massenrichter. Aber im Gegenzug ist es auch ungerecht, dass ich zum Marktplatz gehen kann und ihr nicht. Ihr habt aber die „Windgüte“ und ich nicht. Ihr habt die Abendsonne, ich nicht. Was zählt jetzt mehr? Mit der Gerechtigkeit so eine Sache.

Und werden die Massenrichter mit den Konzentrationszonen glücklicher als mit der Privilegierung? Vielleicht ist unter diesen Umständen das glücklich Werden von euch Massenrichtern gar nicht mehr möglich, aber mit den Folgen der Privilegierung wärt ihr sicherlich deutlich unglücklicher. Ich glaube, dass die meisten davon profitieren werden, dass wir diese Konzentrationszonen bestimmen, weil wir den Bereich definiert haben, wohin die Anlagen kommen und – das ist viel wichtiger – wohin sie nicht kommen.

John F. Kennedy hat mal gesagt: „Das Leben ist ungerecht.  Aber denken wir daran: nicht immer zu unseren Ungunsten.“ Ein guter Satz.

 

Christian Feja, Stadtrat von Bündnis90/die Grünen

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