Nun habe ich sie hinter mir – meine erste richtige Sitzung in Hirschauer Stadtrat. Das Fazit vorab: erstaunlich lang, erstaunlich beweglich, erstaunlich konstruktiv; allerdings auch etwas umständlich, auf zu wenige Personen bezogen.
„Erstaunlich lang“ ist schnell abgehandelt: Um 18.30 Uhr ging es los und um 23.15 Uhr war ich daheim und fiel schnell in tiefen Schlaf. Bewundert habe ich da beipielsweise meine Sitznachbarn Matthias Dotzler von den freien Wählern, Landwirt und gezwungenermaßen Frühaufsteher, der sich zum Ende der Sitzung hin immer kreativer und konstruktiver am Geschehen beteiligte und heute um 5 Uhr austehen musste. Matthias, meine Bewunderung hast du!
Erstaunlich beweglich und konstruktiv: Eigentlich hatte ich erwartet, dass die CSU ihre Position schon vor der Sitzung festlegt und dann durchzieht. Aber nein! Man hört sich zu, verbessert Vorschläge und kommt zu Kompromissen, die diesmal oft darin bestanden, dass man vieles vertagte, damit Verwaltung und die Stadträte noch einmal Gelegenheit hatten, sich über die Hintergründe zu informieren. Ich bin gespannt, wie es das nächste Mal damit weitergeht.
Etwas umständlich? Naja, nicht jede Entscheidung bedarf eines Blicks in die Vergangenheit. Nicht jede Entscheidung braucht eine moralische Bewertung. Und auch nicht jeder mag den Blick in die Vergangenheit und den öffentlichen Umgang mit Moral. Natürlich wissen alle, dass die Öffentlichkeitsarbeit der Verwaltung und des Bürgermeisters bezüglich der Corona-Seuche noch viel Luft nach oben ließ; und natürlich war das für uns (noch nicht eingesetzte) Stadträte unangenehm, auf Nachfragen von Freunden und Bekannten mit einem Schulterzucken reagieren, weil wir einfach nicht wussten, was los ist. Aber mir reicht da schon ein zumindest unterschwelliges Schuldeingeständnis und die Zusicherung, das nächste Mal mit einem Newsletter zu arbeiten. Ich mag es eher lösungsorientiert.
Und was mein Wunsch in diesem Zusammenhang wäre? Dass es sich noch mehr entspannt, dass auch die leisen Neuen etwas lauter werden; dass es uns gelingt, unsere Kompetenzen so zusammenzuführen, dass aus den wenigen Fraktionen und mir, dem fraktionslosen Wanderer zwischen allen Welten, ein Team von Individuen wird. Ich denke, dass ein Anfang gemacht ist.
Und worum ging es inhaltlich? Der Schwerpunkt war der Bebauungsplan für das neue Baugebietes an der Schulstraße. Für mich war es sehr interessant zu erfahren, was alles berücksichtigt werden muss. Leider habe es ich dann bei all dem Zuhören verpasst, eine Änderung vorzuschlagen: Ich hätte es gern gehabt, dass auch Pultdächer erlaubt sind, weil die mehr Wohnraum bieten und billiger sind als traditionelle Sattel- oder Walmdächer. In der Vorlage hatte man sich auch schon Gedanken darüber gemacht, war aber davon abgekommen, weil angeblich zu wenig Nachfrage danach besteht. Aber exakt aus diesem Grund hätte man es ja auch aufnehmen können.
Was mich sehr gefreut hat, ist, dass alle Parteien einen Vorschlag von Kreisrat Franz Dorfner aufgegriffen haben, dass der Stadtrat eine Zukunftsarbeitskreis gründet, an dem möglichst viele interessierte Bürger teilnehmen können. Dass aus der von der CSU detailreich ausgearbeiteten Road-Map nichts wurde, beruhigte mich, Es wäre, da bin ich mir sicher, ein administratives Monstrum geworden, das mehr Menschen verschreckt als angezogen hätte. Jetzt laden wir erst einmal ein und schauen weiter – Ganz nach meinem Geschmack.
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